Naturfarben

Naturfarben – was ist denn das? Diese Frage hören wir ziemlich oft.
Zunächst einmal kann man sagen, dass sämtliche Inhaltsstoffe von Naturfarben natürlicher Herkunft, umweltfreundlich und ihre Reste kompostierbar sind. Zudem sind Naturstoffe wie Kalk, Lehm, Kasein, Öle, Wachse und Naturpigmente schon seit tausenden Jahren bekannt.

Die meisten Farben sollen gestalterische und schützende, als auch die Nutzung verbessernde Eigenschaften befördern. Dabei soll die Oberfläche farbig oder transparent, glatt oder rau, verschlossen oder offenporig werden. Die Auswahl und Zusammensetzung der Rohstoffe und ihre Kombination entscheidet dabei über diese Eigenschaften. Dazu gehören auch Langlebigkeit, Haptik, eventuell der Geruch, Renovierungs- und Pflegemöglichkeiten und nicht zuletzt der Preis.

Die allgemeinen Inhaltsstoffe von Farben lassen sich in vier Hauptgruppen einteilen:

Farbstoffe geben Farbigkeit, wozu auch schwarz und weiß zählen.
Im Malerhandwerk sind das vor allem Pigmente. Sie wurden traditionell der Natur entnommen, zum Beispiel als Pflanzensäfte, tierische Extrakte oder bunte Erden. Sie begleiten die Kulturgeschichte der Menschheit schon sehr lange. Für die Malerei kommen hauptsächlich Erd- und Mineralfarben zum Einsatz, da diese lichtecht und kalk-, das heißt alkalibeständig sind.
Bunte Erden sind in der Regel in großen Mengen verfügbar und als Verwitterungsprodukt in den oberen Erdschichten verteilt. Durch Abgraben, Sieben oder Waschen sowie feines Vermahlen sind sie in der Regel schnell und ohne großen Aufwand verfügbar. Oft werden sie bei niedrigen Temperaturen gebrannt, um bestimmte Farbtöne zu erhalten. Eine Arbeit, die in der Regel den Farbmühlen überlassen wird.

Bindemittel vereinen die Farbstoffe mit anderen Anteilen und dem Untergrund. Man kann sie sich als Klebstoff vorstellen.
Auch natürliche Bindemittel werden schon seit Jahrhunderten aus der Umgebung entnommen. Pflanzensäfte wie Öle oder Harze, Wachse, Fette und Gelierstoffe aus dem Tier- und Pflanzenreich sowie Eiweiße sind nach einfachen Aufbereitungen teils zu enormer Klebkraft zu bringen. Alkalische Bindemittel wie Kalk oder Soda, Lösemittel oder Verdicker geben dem Kleber spezifische Eigenschaften. Know-how ist vor allem bei der richtigen Konzentration und Konservierung dieser Stoffe wichtig. Die Bindemittel entscheiden mit ihren typischen Eigenschaften über das Einsatzgebiet der Farben.

Lösungsmittel machen Farben streichfähig.
Dabei kommt am häufigsten Wasser zum Einsatz. Für Wasserfarben ist es das Mittel der Wahl und braucht nur konserviert zu werden, wenn die Farben länger aufbewahrt werden sollen. Bei Fettsäuren, wie Leinöl, wird es schon etwas schwieriger. Hier braucht man in der Regel stärkere Lösemittel, wie beispielsweise Terpene oder Alkohole, die auch in der Natur verfügbar sind bzw. aus ihr hervorgebracht werden können.

Zuschlagstoffe bedingen zahlreiche Eigenschaften: sie können andicken, Schichtstärke herstellen oder Trockeneigenschaften beeinflussen.

Was zeichnet Naturfarben nun konkret aus?
Bezugnehmend auf Martin Krampfer von Kreidezeit beinhalten Naturfarben dem Lebenszyklus von Produkten folgend diese Aspekte:

  1. Ungiftige natürliche Rohstoffe
  • Sind aus der Natur entnommen (möglichst schonend)
  • Sind nach dem Kriterium Ungiftigkeit ausgewählt (siehe Giftbegriff)
  • Bedingen bei der Gewinnung keine Gefahren für die Arbeiter
  • Werden nicht zu neuen Stoffe modifiziert
  • Sollten nach Möglichkeit nachwachsend sein (siehe nachwachsende Rohstoffe)
  • Sollten unter allen Aspekten wenig Energieverbrauch bedingen
  1. Ungefährliche Produktion
  • Aufbereitung bei Temperaturen ohne Druckreaktoren (Ex-Gefahr)
  • Kein Lösemitteleinsatz bzw. einfache Sicherheitsmaßnahmen
  • Überschaubare Technik unter guten Arbeitsbedingungen
  1. Ressourcenschonender Lebenslauf
  • Geringer Energieaufwand bei der Rohstoffgewinnung (inkl. Transport), bei Produktion und Verpackung sowie bei Verarbeitung und Entsorgung
  • Geringer Einsatz von Hilfsstoffen
  • Möglichst kein Wasserverbrauch (außer im Produkt selbst als Lösemittel) und damit auch kein Abwasseranfall
  • Kein Restmengen- oder Altstoffproblem
  1. Sinnvolle Anwendung
  • Keinerlei Gesundheitsgefährdung bei Verarbeitung
  • Anstriche nur dort, wo sie nötig, sinnvoll oder ausdrücklich gewünscht sind
  • Möglichst einfache Anstriche zum Einsatz bringen, die ihren Zweck auch erfüllen.
  • Möglichst haltbare, dauerhafte Anstriche zum Einsatz bringen
  • Keine baubiologischen Folgerisiken beinhalten (z. B. Absperrungen am falschen Ort)
  • Pflegeleichte Anstriche zum Einsatz bringen
  • Möglichst gut renovierbare Anstriche zum Einsatz bringen
  1. Wohngesunde Anstriche
  • Anstriche sollen schön, angenehm, wohltuend, sympathisch, usw. sein
  • Keine Gesundheitsgefahren beinhalten (während der Nutzung)
  • Keine Allergien auslösen
  • Baubiologisch keine Folgerisiken beinhalten (z. B. Schimmel)
  • Im Brandfall kein Risiko darstellen
  • Bei der Renovierung kein Risiko beinhalten (z. B. Stäube, Dämpfe usw.)
  1. Kein Sondermüll
  • Auf keiner Ebene des Lebenslaufs soll Sondermüll anfallen
  • Erwünscht sind recyclingfähige oder biologisch abbaubare Inhaltsstoffe
  1. Volldeklaration
  • Alle Inhaltsstoffe müssen ausnahmslos deklariert werden
  • Ihr Einsatz sollte auch allgemeinverständlich erklärt werden
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